Friedenserziehung

Frieden spielend bilden
Erfahrungen zum Einsatz von „Spielen“ in der Friedenserziehung

31. Friedenskonsultation landeskirchlicher Friedensausschüsse und christlicher Friedensdienste.
„Selig sind, die Frieden bilden. Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven der Friedenspädagogik“,
Evangelische Akademie Thüringen, Neudietendorf,  9. bis 11. Mai 2011

Bildungsarbeit als Friedenserziehung
Wann immer Menschen zusammen kommen um sich gemeinsam mit einem Thema zu beschäftigen und zusammen bzw. voneinander zu lernen, haben wir – mit dem Bild der TZI  gesprochen – einen Kontext, in dem sich das Spannungsverhältnis von Thema, Individuum, Gruppe und Globe (als aktueller Bezugsrahmen zusammengesetzt aus Ort, Klima, Zeit, Raum, ökologischen, sozialen und politischen Ereignissen) entwickelt. Wir als Seminar- oder GruppenleiterInnen haben nun im oben beschriebenen Spannungsfeld die Chance und Verantwortung unsere Kompetenzen, Werte und unsere Haltung in die Gruppe einzubringen und eine dem friedlichen Miteinander förderliche Lernatmosphäre zu schaffen. Dabei sollte unbedingt der Tendenz zur Harmonisierung, die in Gruppenprozessen gern angestrebt wird, von vorne herein die Möglichkeit zu Unterschiedlichkeit und Dissens, zu konstruktiver Auseinandersetzung und Aushandlung zur Seite gestellt werden. Wenn Frieden für uns Werte wie Offenheit, Vertrauen, Augenhöhe, Wertschätzung von Verschiedenheit und Vielfalt, Akzeptanz des (auch unverständlichen) Andersseins, Verzicht auf und Ablehnung von Gewalt als Mittel der Durchsetzung eigener Interessen und stattdessen Suche nach (größtmöglichem) Konsens durch Aushandlung zwischen Einzel- und Gruppeninteressen, Transparenz von Macht und Verantwortung beinhalten, können wir über verschiedene Instrumente der Seminar- oder Gruppengestaltung diese Werte erfahrbar machen bzw. gemeinsam lernen, diese Werte zu leben. Ein Instrument, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der gemeinsames Lernen und (an sich selbst) Arbeiten Spaß macht und in der die dem friedlichen Miteinander zugrunde liegenden Werte erlebbar werden, sind Übungen und Spiele, deren Wirkungen nachfolgend noch ausführlicher beschrieben werden.
Die Bedeutung dieser Übungen reicht weit über „ein bisschen Spaß haben“ hinaus, sie bieten Lernhorizonte an, die den individuellen Bezugsrahmen für lebensrelevante Themen öffnen können. Heutzutage bietet dieser individuelle Bezugsrahmen meist wenig Sicherheit, sondern verändert sich unablässig und schnell. Täglich treten neue globale Herausforderungen an uns heran. Die Einschätzung dessen, wie Zukunft aussehen kann, ist sehr viel komplexer geworden und fordert ständige Neuorientierung. Unsicherheit oder Verunsicherung birgt die Gefahr, dass Menschen sich auf der Suche nach Orientierung und Zugehörigkeit „ausgrenzende“ Erklärungsmuster aneignen. Ausgrenzung beinhaltet Abwertung des Anderen, dieser Weg kann in die Spirale der Gewalt führen. Daher bedarf die Ausrichtung der Lernziele neben der Werteorientierung einer weiteren Dimension, nämlich die der Transkulturalität .

Lernen mit dem transkulturellen Ansatz
Der transkulturelle Ansatz sucht durch „Sinn bringendes erfahrungsorientiertes Lernen (…) stets auf gutes Leben sowie schöne und erfolgreiche Momente zu fokussieren. Dieser Fokus birgt Potentiale (…) für Entwicklung und eine zufriedene Lebensgestaltung“  und ermöglicht dadurch die Anerkennung der Gleichwertigkeit mit dem/n Anderen. Dies bedeutet in jeglicher Art von Lern- oder Gruppenarbeit die (transkulturellen) Kompetenzen im Blick zu haben und (immer wieder) neu zu definieren, die Menschen helfen, sich in dieser gesellschaftlichen Realität von schwer durchschaubaren Zusammenhängen, Ereignissen und Entwicklungen, eine selbstbewusste und hoffnungsvolle Perspektive zu erarbeiten.
Vor allem können im Kontext der Lern- und Gruppenarbeit die (Weiter-)Entwicklung solcher Kompetenzen vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen durch das Erleben und Auswerten verschiedener Übungen in den Fokus genommen werden. Aus dem Blickwinkel der Transkulturalität bietet sich hierbei an, an Themen, die mit der eigenen kulturellen Identität verknüpft sind, zu arbeiten, so z. B: die Herkunft in ihren unterschiedlichen Komponenten zu entschlüsseln (Region, familiäres Umfeld, religiöse, soziale Zugehörigkeit, wirtschaftliche und politische Gestaltungsräume, Geschlechtsidentitäten); auf das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, den persönlichen Zugang zum Verhältnis der Generationen, Professionen, Subkulturen sowie die Werte und Normenvorstellungen einzugehen, individuelle und gesellschaftliche Handlungsorientierungen insbesondere der Umgang mit Aggression und Gewalt sichtbar, begreiflich und hinterfragbar zu machen.  Mit der Beschreibbarkeit des vorher Ungreifbaren eröffnet sich die Chance, in eine friedliche Auseinandersetzung über die Handlungsorientierungen zu kommen, dabei individuelle Grenzen zu erfahren, anzunehmen und auch zu erweitern. Diese transkulturelle Arbeit braucht einen Rahmen, ausreichend Zeit und unterstützende methodische Instrumente.

Einrichtung von Ritualen
Ein unterstützendes Instrument für diese Auseinandersetzung in der Gruppenarbeit sind Rituale. Bekannt ist, dass Rituale, die von den Beteiligten als angenehm empfunden werden, positive Prozesse des Miteinanders unterstützen. Rituale können Prozesse wie Kennenlernen oder Lernen neu einüben, Sensibilisierung, Selbsterfahrung, Selbstreflexion anregen und vertiefen sowie Neugierde und Interesse aneinander wecken. Weiterhin kann durch den Einsatz von auf die Sinne orientierten und körperbezogenen Übungen Spaß und Leichtigkeit in die Arbeit gebracht und die Achtsamkeit untereinander gefördert werden. Rituale zu etablieren kann dazu beitragen, eine Atmosphäre des sich Wohl- und Angenommenfühlens zu schaffen. Dazu gehören Übungen zum Ankommen und Anknüpfen; Erwartungsabfragen und Ziel- oder Ablaufvereinbarungen, Runden zur Fokussierung des Themas, Tagesauswertungen und natürlich die Übungen zur Steigerung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Lernfähigkeit, Konzentration, Gruppendynamik und -kohäsion.

Zu den Begrifflichkeiten „Spiele“ und „Übungen“
Meist wird die ganze Bandbreite dieser unterschiedlichsten Übungen vereinfachend „Spiele“ genannt. Dies ist einerseits für viele Übungen nicht sehr zutreffend und andererseits je nach Zielgruppe, Alter oder Rahmen nicht sinnvoll. In der Tat gibt es eine Reihe von Partyspielen oder Kinderspielen, die in ganz ähnlicher Form bei Seminare und in der Gruppenarbeit verwendet werden können. Allerdings kommt eine noch größere Anzahl aus ganz verschiedenen Richtungen wie der Theaterarbeit, dem Autogenen Training, der Brain-Gymnastik, der Systemischen- oder Gestaltpädagogik u. v. m. Sie zielen auf sehr unterschiedliche Effekte. Von den verschiedenen AutorInnen werden sie so auch sehr unterschiedlich benannt: Gruppenaktivitäten, Aufwärmspiel oder englisch Warming Up, Energizer, Experimente, Wahrnehmungsübungen, Ice-Breaker, New Games, Kooperationsspiele, u.v.m.  Angeregt durch die Sichtweise von Augusto Boal  habe ich mich entschieden, überwiegend den Begriff Übung zu verwenden und den Teilnehmenden auch etwas über Sinn, Ziel, Herkunft dieser Aktivitäten zu erzählen, wobei ich das „Kind auch beim Namen nenne“, wenn eine Übung aus einer Weiterentwicklung eines „Kindergeburtstagsspiels“ kommt oder daran erinnert. Die Variationsbreite der Übungen ist unglaublich groß. Auch Übungen, die spielerisch sprachliche oder fremdsprachliche Kompetenzen einüben sollen, so z.B. aus der Sprachanimation, lassen sich gut in die transkulturelle Gruppen- und Seminararbeit einfügen.

Ziele und Wirkungen
Die Ziele und Wirkungen der Übungen sind vielfältig. Im Vordergrund steht jedoch, allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben ganzheitlich, also mit allen Sinnen, sich und die Anderen zu erleben, den eigenen Ausdruck zu erweitern, Begegnung zu ermöglichen. Meist wirken die Übungen sich positiv auf die Gruppendynamik aus. Viele Übungen verbessern den Umgang miteinander und die Stimmung in der Gruppe. Denn diese Übungen bieten eine Vielzahl von Erfahrungen, mit sich selbst und den Mitgliedern der Gruppe an. Sie ermöglichen Spaß, Konzentration, Entspannung, Empathie, Vertrauen, sich selbst neu zu erleben, Kooperation, Aktivierung, Steigerung der Wahrnehmung, Grenzen erleben, Grenzen akzeptieren, Grenzen erweitern; Spontaneität, Wettkampf, (Selbst-)Reflexion, Kommunikation, (Körper-)Kontakt, Körpersprache(n). Verständnis üben, kreativ sein, Rollen spielen, Lebensthemen spielerisch angehen, Harmonie, Solidarität, ein ständig überraschendes Miteinander, Durcheinander, Voneinander … Somit wirken diese Erfahrungen wiederum zurück in das anfangs beschriebene (TZI-) Spannungsfeld von Individuum, Gruppe, Thema und Globe, also auf den derzeitigen Bezugsrahmen. Und sie öffnen die Wahrnehmung des Individuums für sich selbst und für die anderen, für Fremdes im Eigenen, für Unerwartetes, für Diversität und Vielfalt, für Gemeinsamkeiten mit/im Fremden und eröffnen die Bereitschaft sich neu einzulassen und auseinander zu setzen.

Zur Auswahl der Übungen und Spiele
Die vorangegangen Ausführungen leiten darauf hin, dass die Auswahl von Übungen und Spielen für die gewünschten Wirkungen eine entscheidende Rolle spielen. Und auch die Erfahrung vieler Gruppen- oder SeminarleiterInnen zeigt, dass das Motto „lass uns einfach mal ein Spiel machen“ einige Parallelen zum Glückspiel hat – will sagen, kann klappen, kann aber auch total schief gehen. Es sind ganz unterschiedliche Faktoren, die Einfluss auf die Wirkungen der Übungen haben. Um mit diesen Faktoren konstruktiv umgehen zu können, braucht es nicht nur ein großes Repertoire an unterschiedlichsten Übungen, sondern vor allem die Fähigkeit der GruppenleiterInnen, die Stimmung in der Gruppe bzw. das, was die Gruppe gerade braucht, richtig wahrzunehmen und einzuschätzen. Ob Übungen positive Wirkungen erzielen, hängt vielfach davon ab, ob Übungen entlang der unten beschriebenen Faktoren ausgewählt werden.
a) Gruppengröße:
Die Zahl der Teilnehmenden hat Einfluss, ob oder wie Übungen gelingen. Eine größere Gruppe (über 15 Leute) braucht größere Klarheit bei der Anleitung der Übung und mehr Aufmerksamkeit von der Leitung bei Bewegungsübungen. Viele der Übungen mit Bewegung und Wettbewerbsaspekt brauchen eine MindestteilnehmerInnenzahl und machen in kleinen Gruppen (unter 10 Menschen) kaum Spaß. Geeigneter für kleine Gruppen sind Übungen, in denen der Wahrnehmungsaspekt im Vordergrund steht. Auch entsteht in kleineren Gruppen zumeist schneller ein Vertrauensverhältnis unter den Teilnehmenden, das Voraussetzung ist für Übungen, die mit Körperkontakt verbunden sind.
b) Heterogenität der Teilnehmenden
Einbezogen werden in die Auswahl der Übungen sollte unbedingt der Aspekt der Heterogenität: kennen sich die Teilnehmenden schon oder nicht, in welchem Alter oder in welcher Lebensphase sind sie, haben sie Seminar- bzw. Gruppenerfahrung , kommen sie aus verschiedenen Kulturen und/oder Bildungshintergründen? Beispielsweise gibt es in Gruppen mit Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren manchmal Widerstand gegen „Spiele“, da sie zu sehr an Schule oder sogar Kindergarten erinnern. In solchen Situationen hat es sich als bahnbrechend erwiesen, im Rahmen der Vorstellung von Zielen und Arbeitsweisen den pädagogischen Ansatz, die Absichten und Wirkungen der Übungen zu erklären. Wichtig ist auch darauf zu achten, dass die Übungen von allen Menschen in der Gruppe bewältigt werden können, um somit die integrative Wirkung zur Geltung kommen zu lassen. Übungen, die Menschen, die in ihrer Wahrnehmungsfähigkeiten (sehen, hören, verstehen), Ausdrucksfähigkeit (sprechen, bewegen) oder ihren körperlichen Möglichkeiten (laufen, fangen, werfen) eingeschränkt sind, ausschließen, können kontraproduktiv werden.
c) Phase der Gruppendynamik und Gruppen-Stimmung
Auf die Phase der Gruppendynamik wie auch auf die aktuelle Stimmung der Gruppe sollten die ÜbungsleiterInnen unbedingt eingehen. Das Vertrauen zwischen den TeilnehmerInnen muss langsam und kontinuierlich aufgebaut werden, dazu gehört auch die Sicherheit, dass niemand ausgelacht wird, sondern dass man miteinander lacht, dass es dazu gehören kann, Fehler zu machen, was sich nicht peinlich auswirkt, sondern lustig. Für viele Menschen wäre Körperkontakt bei einer neu zusammengekommenen Gruppe nicht angenehm, während er mit der Zeit selbstverständlicher und wohltuend werden kann. Wenn Missstimmungen oder Spannungen in der Gruppe spürbar sind, sollte nicht darüber hinweggegangen werden. Hier kann eine vokale Übung zum Dampfablassen einladen und/oder die anschließende Auswertung Raum geben, Frustrationen sowie Bedürfnisse zu formulieren.
d) Tageszeit
Die Gruppenstimmung ist je nach Tageszeit oder, bei längerem Zusammensein, je nach Seminartag sehr verschieden. Am Morgen braucht eine Gruppe oft Übungen, die ganz ruhig in den Tag führen, sanfte Bewegungen oder Massagen. Wenn am Nachmittag die Energie schwach ist, kann diese durch lebhaftere Bewegungsübungen wieder aufgebaut werden. Am Abend sind manchmal Übungen wohltuend, die einen Rückblick auf den Tag oder eine Art Ausklang ermöglichen. Zwischendrin, wenn Müdigkeit aufkommt, können so genannte Energizer, kurze Übungen, die starke Konzentration auf gemeinsame Bewegungsabläufe fordern, die Energie wieder zurückbringen.
e) Thema bzw. Ziel der Arbeitseinheit
Während der Fokus zur Auswahl der Übungen meistens auf der Gruppenstimmung liegt, gibt es auch eine Reihe von Übungen, die schon inhaltlich in das Thema einführen. Oder Übungen können abgewandelt und erweitert werden, um eine Annäherung ans Thema zu erreichen. Zum Beispiel kann, wenn zum Thema „Teamwork“ gearbeitet werden soll, ein Wettkampfspiel die Sensibilisierung zu Aspekten wie Konkurrenz, Teamgeist, Fairness etc. anstoßen. Übungen, die einzelne Aspekte eines Themas auf der Erfahrungsebene erlebbar machen, unterstützen, dass Teilnehmende sich komplexen Themen erkundend annähern können.
f) nonverbale Aktivitäten
Während im formalen Lernen die Ganzheitlichkeit meist vernachlässigt wird, bieten die informelle(re)n Lernsituationen in der Seminar- und Gruppenarbeit die Chance diesem Erleben und Lernen mit allen Sinnen mehr Raum zu geben. Hierfür gibt es Übungen, die Motorik und Geschicklichkeit trainieren, die einladen zu sehen, zu entdecken, zu bewegen, zu tönen, zu hören und oder zu mimischen und gestischen Interaktionen ermuntern.

Beispiel-Übung zur Friedenspädagogik
Eine Beispiel-Übung zur Friedenspädagogik soll die Ausführungen abrunden. Zum Ende eines Workshops war eine Übung zur Zusammenarbeit angekündigt. Dabei sollte eine zu bewältigende Herausforderung an eine Gruppe gestellt werden, in der die Mitglieder sich teilweise noch nicht oder nicht lange kannten, wiederum einige sich gut kannten und in der sehr unterschiedliche Möglichkeiten der Beweglichkeit vorhanden waren. Für die Gruppenmitglieder sollte der Fokus auf die Erfahrung gelegt werden, dass sie eine Aufgabe erfolgreich in kurzer Zeit gemeinsam bewältigen können und wie sie dabei in Kontakt miteinander kommen. Die TeilnehmerInnen stellen sich im Kreis mit dem ausgestreckten rechten Arm so auf, dass die Handrücken aller Hände in der Mitte wiederum einen Kreis bilden. Die Übungsleiterin legt einen Ball auf einen Handrücken und stellt die Aufgabe, dass der Ball auf den vielen Handrücken im Kreis herum laufen soll, durch ganz leichte Bewegungen der Gruppenmitglieder gesteuert. Die Gruppe wird gefordert, unterschiedliche Strategien zu entwickeln, wenn die Leitung verschiedene Variationen der Aufgabe einbringt, z.B. Richtungsänderung, Benutzung der Handflächen oder des anderen Arms, Zugeben härterer  oder weicherer, kleinerer oder größerer, schwerer oder leichterer Bälle. Rückmeldungen aus der Gruppe zum Workshop zeigten, dass er den Teilnehmenden viel Spaß gemacht und dass es sie überrascht hatte, wie wohl sie sich gefühlt haben, wie schnell sie miteinander gelacht, gespielt und ungezwungen umgegangen waren.
Was in diesem Workshop in den drei Stunden im Kleinen und in Ansätzen passiert ist, möchte ich abschließend auf der Metaebene „vergrößert“ betrachten. Was leisten diese Übungen und Spiele im Sinne einer Friedenserziehung? Zum einen wurden in einem neuen Bezugsrahmen mit Leichtigkeit neue Regeln abgesprochen und ausprobiert: „Wir duzen uns einfach alle für diese drei Stunden“. Ein ungewöhnlicheres Kennenlernen machte die Vielfalt unter den Teilnehmenden auf andere Weise sichtbar. In einem fröhlichen Miteinander und Durcheinander ließ es sich leicht „in Bewegung kommen“. Hierbei ließ sich erfahren, dass „Sich-Öffnen“ neben dem Spaß am Spiel und Lachen auch Erfolgserlebnisse bringt. Unbekannte Aufgaben lassen sich ohne Konkurrenzdruck und Beurteiltwerden bewältigen. Die Bereitschaft des sich Einlassens auf Unbekanntes, sich neuen Herausforderungen zu stellen, wurde gesteigert. Der Schwierigkeitsgrad wurde von Übung zu Übung langsam erhöht. Die letzten Übungen zum „Teamwork“ forderten eine gleichberechtigte Zusammenarbeit über Aushandlungsprozesse – das gemeinsame Bewältigen einer Aufgabe, an deren Lösung alle gleichberechtigt mitarbeiteten. Im Workshop präsent waren Werte wie Offenheit, Vertrauen, Gleichberechtigung auf Augenhöhe, Wertschätzung von Verschiedenheit und Vielfalt, Akzeptanz des (auch unverständlichen) Andersseins; Suche nach (größtmöglichem) Konsens durch Aushandlung zwischen Einzel- und Gruppeninteressen. „Spielend“ war eine neue Basis geschaffen worden, um in den Arbeitseinheiten am nächsten Tag für einen konstruktiven und/oder kontroversen Gedankenaustausch offener und interessierter aufeinander zugehen zu können.

Literaturhinweise:
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Vlcek, Radim: Workshop Improvisationstheater – Übungs- und Spielesammlung für
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Vopel, Klaus W.: Metaphorische Aktionen – Ungewöhnliche Wege zur Gruppenkohäsion,
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Woesler, Dietmar: Spiele, Feste, Gruppenprogramme; Fischer, 1993.