Demokratie im Alltag lernen – Betzavta Workshop für Deutschlernende

Seit knapp drei Monaten lernen sie Deutsch, 14 Frauen und Männer aus 12 Herkunftsländern. Manche sind erst seit ein paar Monaten hier, andere schon länger. Einige sind der Liebe wegen gekommen, wie Maria aus Costa Rica, die hier geheiratet hat. Einige konnten die Lebensgefahr in ihren Ländern nicht mehr ertragen, wie Salem, der dem Terrorismus in Algerien entflohen ist. Einige wurden gerufen um hier zu arbeiten, wie zum Beispiel Won, der als 16-jähriger mit über 100 Menschen aus seinem Dorf 1987 eingeladen wurde, in der DDR zu arbeiten und in den Süden Sachsens in ein winziges Dorf mit Industriebetrieb gebracht wurde. Den Betrieb gibt es nicht mehr, und fast alle Vietnamesen sind weggezogen. Er lebt jetzt in Berlin und hat sich nach 24 Jahren entschieden, Deutsch zu lernen.
So pauken sie täglich 8 Unterrichtsstunden Grammatik und Wortschatz, lernen den Umgang mit dem Computer, üben Vorstellungsgespräche und schreiben Bewerbungen.

Als wir TrainerInnen uns vorstellen und vom geplanten Demokratie-Workshop erzählen, merken wir, dass sie sich nicht viel darunter vorstellen können, aber das die meisten Lust haben auf Kommunikation und Miteinander. Und das ist es ja was Betzavta meint und will.

Am Workshoptag setzen sie sich mit erwartungsvollen Gesichtern in den Stuhlkreis und lassen sich auf unsere Vorschläge ein: sprechen, zu zweit, zu viert, im Plenum, erzählen, von sich, gegenseitig zuhören, spielen, malen, reflektieren, diskutieren, einen Konsens suchen…. die Zeit vergeht im Fluge.

Auch zu Werten haben wir gearbeitet und dabei wurde viel biographisches ausgetauscht. Überrascht sind sie, dass sie so unterschiedliche Prioritäten haben. Und nachdenklich werden sie über unsere Statements, dass eine Demokratie nicht perfekt ist, sondern sich immer weiter entwickeln, um mehr Gerechtigkeit bemühen muss, dass das nicht alleine auf der PolitikerInnen-Ebene geschehen kann, sondern auf allen Ebenen, in der Schule, im Betrieb, im Verein um mehr Demokratie gerungen, demokratisches Miteinander geübt werden muss… So wie wir an diesem Tag hier geübt haben.

Als die Zeit vorbei ist, wünschen sie sich mehr davon, mehr Workshop, mehr Zeit , mehr gemeinsamen Austausch und Nachdenken, mehr üben: miteinander.